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Pflegerin lachend neben einem Patienten
Pflegerin lachend neben einem Patienten

01. August 2023

Praktizierte Menschlichkeit - alltäglich! Abschluss der Serie

Die Pflegeserie hat eins gezeigt: Die Motivation von Menschen, die in der Pflege arbeiten ist hoch. Viele brennen für ihren Beruf und empfinden ihre Arbeit als sinnstiftend, weil sie etwas bewirken können. Menschen in der Pflege setzen sich für andere Menschen ein. Sie tragen zur Genesung bei und sorgen für mehr Lebensqualität, sowohl in den Krankenhäusern, als auch in den Altenpflegeeinrichtungen. Und das alles nach dem Prinzip Menschlichkeit. Damit das so bleibt, darf die Pflege nicht als Goldesel missbraucht werden. Wenn Pflege vor allem wirtschaftlich sein und Gewinne erzielen soll, verfehlt sie ihren Auftrag. Dann stehen Zahlen und Bilanzen im Vordergrund, statt Menschen. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit werden Löhne gedrückt, wird die Arbeitszeit verdichtet und werden gleichzeitig die Preise für die Pflegeleistungen erhöht - auf Kosten der Beschäftigten, Kranken und Alten. Eine Entwicklung die schon längst auch Einrichtungen in gemeinnütziger Trägerschaft erreicht hat. Und da es in vielen Pflegeeinrichtungen – immer noch – keinen Betriebsrat gibt, bleiben die Interessen der Mitarbeiter auf der Strecke.

Dabei sind sie es, „die den Laden am Laufen halten“, wie ein Heimleiter im Gespräch für die Pflegeserie hervorhob. Gut ausgebildet, fachlich kompetent und hoch motiviert, gehen Pflegefachkräfte nach ihrer Ausbildung an den Start. Und dann? Die durchschnittliche Verweildauer einer ausgebildeten Kraft liegt zwischen 8,4 Jahren (Altenpflege) und 13,7 Jahren (Krankenpflege). Zudem übt rund die Hälfte aller Pflegekräfte in Krankenhäusern ihren Beruf nur in Teilzeit aus. Woran liegt das? Die Pflegenden nennen die empfundene Arbeitsverdichtung und Qualitätsverschlechterung oft als Grund. Letzte hat mit der Pflegeheim-Privatisierung Einzug gehalten, denn viele Pflegeheime sind in der Hand von Investoren. Wenn nur noch die Rendite zählt und Bettlägerigkeit, statt Erhalt der Funktionen Konzept ist, um noch mehr Geld aus dem System zu pressen, dann läuft etwas grundlegend schief. Ähnlich verhält es sich bei der stationären Krankenpflege, die unter dem Fallpauschalen-System leidet. Der Personalmangel in den Kliniken - es fehlen 100.000 Vollzeitstellen - ist laut Hans-Böckler-Stiftung eine Folge davon. „Zudem hat dieses Abrechnungssystem eine Privatisierungswelle angeschoben, durch die es erstmals in der Bundesrepublik weniger Allgemeinkrankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft gibt als Kliniken, die zu privaten, gewinnorientierten Konzernen gehören,“ so die Kritik. Auch die Qualität leide. Das Abrechnungssystem, mit dem Leistungen der Krankenhäuser in Deutschland vergütet würden, erzeugten Kostendruck zulasten der Behandlungsqualität und der Beschäftigten.


Unter solchen Bedingungen wird das auf Dauer schwer mit der Motivation. Viele Pflegekräfte sind mit ihrer Arbeit zwar zufrieden, empfinden sie jedoch als stressig und körperlich erschöpfend. Auch mit der Bezahlung sind sie mehrheitlich nicht einverstanden. Eine Lösung wären neben einer besseren Vergütung flexiblere Arbeitszeitmodelle und ein verlässliches „Frei“, das Erholungszeiten garantiert. Dass das möglich ist, zeigt Teil 1 der Pflegeserie über die ambulante Pflege. Die Privatisierung von Pflegeheimen und Kliniken, in denen alle möglichen Leistungen unter wirtschaftlichem Aspekt durch Outsourcing ausgegliedert werden, passt nicht zum Wohlfahrtsstaat. Der sollte dafür sorgen, dass Gesundheit und Pflege am Bedarf der Menschen in Form einer am Gemeinwohl orientierten Daseinsvorsoge stattfindet. Darüber hinaus sind wir alle gefragt, Wertschätzung ist wichtig. Ein Anspruchsdenken ist fehl am Platz, denn Pflegeangebote sind keine Selbstverständlichkeit, wie jüngst in der Region zu sehen ist. Pflegeeinrichtungen werden geschlossen, ambulante Dienste ebenso. Wegen zu hoher Energiekosten, Mietsteigerungen und Personalmangel lautet die Begründung beim Seniorenwohnheim Kotting in Nordhorn. Beim Wohnstift am Vechtesee sei es die finanzielle Schieflage, so der Betreiber und die Malteser in Ochtrup beklagen einen eklatanten Fachkräftemangel.


Die Menschen in den Pflegeberufen verdienen Respekt und Anerkennung, darüber hinaus müssen die schon erwähnten Missstände beseitigt werden. Ohne die Pflege geht es nicht. Spätestens, wenn Krankheit uns aus dem gewohnten Leben reißt, die eigenen Kinder betroffen sind oder die Eltern alt werden, wird das am eigenen Leib spürbar. Die Pflege geht uns alle an. Darum müssen Politik und Gesellschaft für sie eintreten.

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